MAXSEP-Studie: Kombinationstherapie bringt keinen Vorteil
Deutsche Studiengruppe veröffentlicht die weltweit erste Studie zur frühen Antibiotikatherapie bei Patienten mit schwerer Sepsis
(Jena/Hannover) Immer noch versterben weltweit 30-50% der Patienten
mit schwerer Sepsis. Obwohl die Therapie mit Breitspektrumantibiotika in den
ersten Stunden nach Beginn die wichtigste Behandlungsmaßnahme darstellt, gab es
bis jetzt weltweit noch keine prospektive randomisierte, kontrollierte Studie
zur frühen Antibiotikatherapie von Patienten mit schwerer Sepsis. Bisher wurden
diese Patienten in den Zulassungsstudien neuer Antibiotika seitens der
pharmazeutischen Industrie ausgeschlossen. Wichtige Fragen zur Sepsistherapie
ob etwa die Kombination zweier Breitspektrumantibiotika mit unterschiedlichen
Wirkmechanismen von Vorteil ist konnten daher bisher nicht beantwortet werden.
Die deutsche Studiengruppe Kompetenznetz Sepsis (SepNet) hat diese
Herausforderung angenommen und an 44 Intensivstationen in Deutschland die
weltweit erste Studie zur frühen Therapie mit Breitspektrumantibiotika
durchgeführt. Die Ergebnisse der MAXSEP-Studie wurden jetzt in einer
Sondersitzung des Kongresses der American Thoracic Society in San Francisco
erstmals vorgestellt und zeitgleich im renommierten Journal of the American
Medical Association online publiziert. Darin folgern die Autoren um Prof. Dr.
Frank M. Brunkhorst vom Universitätsklinikum Jena und Prof. Dr. Tobias Welte von
der Medizinischen Hochschule Hannover, dass "eine empirische
Kombinationsbehandlung mit zwei Breitbandantibiotika im Vergleich zur Therapie
mit einem Präparat nicht zu weniger Organversagen führt".
Studiendesign
Die vom Bundesministerium für Bildung und
Forschung geförderte MAXSEP-Studie umfasste 600 Patienten mit schwerer Sepsis.
Die häufigsten zugrunde liegenden Infektionen waren Pneumonien und Infektionen
im Bauchraum. Nach Abnahme von Blutkulturen erhielten 298 Patienten randomisiert
entweder eine intravenöse Monotherapie mit Meropenem, bzw. 302 Patienten eine
Kombinationstherapie mit Meropenem plus Moxifloxacin. Die Studie wurde von
Oktober 2007 bis März 2010 durchgeführt.
Die Intervention wurde für 7
Tage empfohlen bzw. bis zu maximal 14 Tagen nach der Randomisierung oder bis zur
Entlassung von der Intensivstation. Bei 33 Prozent der Patienten konnte in den
Blutkulturen später ein Erreger nachgewiesen werden. Die Behandlungsdauer betrug
im Mittel 8 Tage und war damit um fast 50 Prozent kürzer als in anderen Studien
berichtet. Schwere Nebenwirkungen traten unter der Behandlung mit Moxifloxacin
nicht auf. Unter den 551 auswertbaren Patienten gab es keinen statistisch
signifikanten Unterschied im Organversagen bzw. der 28- und
90-Tage-Sterblichkeit. Am Tag 28 gab es 66 Todesfälle (23,9 Prozent) in der
Kombinationstherapie-Gruppe verglichen mit 59 Todesfällen (21,9 Prozent) in der
Monotherapie-Gruppe. Am Tag 90 gab es 96 Todesfälle (35,3 Prozent) in der
Kombinationstherapie-Gruppe, verglichen mit 84 Todesfällen (32,1 Prozent) in der
Monotherapie-Gruppe.
"Die Ergebnisse von MAXSEP zeigen, dass Meropenem
ein hochwirksames Antibiotikum in der empirischen Initialtherapie ist. Die
Anwendung sollte jedoch auf Patienten mit hohem Sterberisiko beschränkt
bleiben", so die Studienleiter, "die Therapiedauer muss an die
Blutkulturergebnisse angepasst und möglichst kurz gehalten werden."
Originalliteratur:
Brunkhorst FM, et al. Effect of Empirical
Treatment With Moxifloxacin and Meropenem vs Meropenem on Sepsis-Related Organ
Dysfunction in Patients With Severe Sepsis: A Randomized Controlled Trial. 2012,
JAMA, doi:10.1001/jama.2012.5833
http://jama.jamanetwork.com/article.aspx?articleid=1163895
Informationen zur Sepsis und Sepsisforschung: http://www.sepsis-gesellschaft.de/
Kontakt:
Prof. Dr. med. Frank M. Brunkhorst
Paul-Martini-Forschergruppe für Klinische Sepsisforschung, Klinik für
Anästhesiologie und Intensivtherapie, Universitätsklinikum Jena
Tel.
03641/9323381
E-Mail: mailto:frank.brunkhorst@med.uni-jena.de
Prof. Dr. Tobias
Welte
Klinik für Pneumologie, Medizinische Hochschule Hannover
Tel.: 0511/532 3530
E-Mail: mailto:Welte.Tobias@mh-hannover.de