Die Nachbarn des Tumors angreifen
Internationales Symposium diskutiert die Umgebung von Krebszellen als Ziel neuer Therapien
(UKJ/vdG) Die Forscher des UniversitätsTumorCentrums am Universitätsklinikum
Jena (UKJ) sind am 8. und 9. Juni Gastgeber für das internationale Fachsymposium
"Tumor-Microenvironment Bedeutung für Tumorbiologie und Klinik". Mehr als 70
Wissenschaftler aus Deutschland, Italien, Österreich, der Schweiz und Schweden
werden hier ihre Forschungsergebnisse zu Zellprozessen in der unmittelbaren
Tumorumgebung diskutieren. Für Versorgung und Ausbreitung ist der Tumor auf den
Stoff- und Signalaustausch mit seinen Nachbarzellen angewiesen die genaue
Kenntnis dieser Mechanismen eröffnet neue Möglichkeiten für die Krebsdiagnostik
und therapie.
Mit der zunehmenden Fülle neuer zellbiologischer und
molekularer Daten in der Tumorforschung ist die Sicht auf die Entstehung und das
Fortschreiten einer Krebserkrankung einem grundlegendem Wandel unterworfen.
"Betrachtete man vor Jahren einen Tumor noch als eine rein autonome Wucherung,
so wird heute zunehmend deutlich, dass es sich hierbei um einen geradezu
komplexen Organismus handelt", so Prof. Dr. Kerstin Junker, Leiterin des
Forschungslabors der Klinik für Urologie am UKJ und eine der Organisatoren. "Die
Krebszellen gehen vielfältige Wechselbeziehungen mit den gesunden Zellen der
nächsten Umgebung ein."
Diese Wechselbeziehungen halten zum Beispiel
die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des Tumors aufrecht, sie ermöglichen
durch Änderungen im umliegenden Bindegewebe die Wanderung der Krebszellen und
sie regulieren die Abwehrreaktion des Immunsystems. Auf diese Weise haben die
Bindegewebszellen, Entzündungszellen, Gefäßzellen und Stammzellen der
Tumormikroumgebung einen entscheidenden Einfluss auf die Tumorentwicklung sowie
die Effektivität traditioneller und moderner molekularer Tumortherapien. Die
genaue Kenntnis dieser Wechselwirkungsmechanismen eröffnet neue Ansätze für die
Tumordiagnostik und zielgerichtete Therapien.
Als Beispiel dafür nennt
Prof. Dr. Regine Heller ein Schwerpunktthema des Symposiums: "Ab einer
bestimmten Größe benötigt der Tumor ein eigenes Blutgefäßsystem, das aus den
Gefäßen der Umgebung aufgebaut wird. Für verschiedene Krebsarten sind schon
Medikamente zugelassen, die diese Gefäßbildung angreifen um den Tumor
auszuhungern. Wir werden weitere Ansätze diskutieren", so die Medizinerin vom
Institut für Molekulare Zellbiologie des UKJ. Weitere Themen sind die
Wechselwirkung von Karzinomzellen mit den Bindegewebszellen in der
Tumormikroumgebung bei Haut-, Brust-, Prostata-, Pankreas-, Kolon- sowie im
Blasenkrebs und die Entwicklung und Optimierung von aussagekräftigen
Zellkulturmodellen zur Untersuchung des Einflusses von Zellen der
Tumormikroumgebung auf das Tumorwachstum.
Bereits zum dritten Mal ist
es den Organisatoren gelungen, ein hochkarätiges Vortrags- und Posterprogramm
zusammenzustellen, das sowohl die tumorbiologischen Grundlagen als auch deren
klinische Anwendungen umfasst. "Damit wollen wir auch ein Forum schaffen für die
weitere Vernetzung der interdisziplinären Forschung auf diesem Gebiet - bis hin
zur Anregung von Kooperationsprojekten", betont Prof. Dr. Alexander Berndt vom
Institut für Pathologie.
Terminhinweis:
3. Symposium "Tumor-Microenvironment
Bedeutung für Tumorbiologie und Klinik"
8. und 9. Juni 2012,
Rosensäle, Fürstengraben 27, 07743 Jena Programm
Kontakt:
Prof. Dr. Kerstin Junker
Klinik
für Urologie, Tel.: 03641/9 35199
E-Mail: mailto:Kerstin.Junker@med.uni-jena.de
Prof. Dr. Regine Heller
Institut für Molekulare Zellbiologie
Tel. 03641/9 395633
E-Mail: Regine.Heller@med.uni-jena.de
Prof. Dr.
Alexander Berndt
Institut für Pathologie
Tel. 03641/933624
E-Mail: mailto:Alexander.Berndt@med.uni-jena.de